Worauf müssen Sie achten wenn sie in eine tiefgarage fahren

Worauf müssen Sie achten wenn sie in eine tiefgarage fahren

Die Fahrt in eine Tiefgarage gehört für viele von uns zum Alltag, kann aber gerade in engen, dunklen oder unbekannten Anlagen zur echten Herausforderung werden. Was hilft gegen Stress und kleine Rempler in diesen oft unübersichtlichen Bereichen? Die Antwort liegt in einer Mischung aus erhöhter Aufmerksamkeit, angepasster Fahrweise und dem Wissen um die speziellen Regeln und Gefahren.

Als Ihr erfahrener Redakteur für Alltagstipps und praktische Lösungen zeigen wir Ihnen hier, worauf Sie achten müssen, wenn Sie in eine Tiefgarage fahren, damit Sie sicher, entspannt und ohne Parkschäden ans Ziel kommen. Sie werden feststellen, dass ein paar einfache, aber bewährte Schritte ausreichen, um diese alltägliche Fahrsituation souverän zu meistern.


Worauf müssen Sie achten wenn sie in eine tiefgarage fahren

Die Anfahrt: Checkliste vor dem Eintauchen in die Dunkelheit

Der erste Eindruck zählt – und das gilt auch für Tiefgaragen. Schon bevor Sie die Rampe hinunterfahren, legen Sie den Grundstein für eine sichere und stressfreie Fahrt. Ein kurzer Moment der Vorbereitung kann Ihnen viel Ärger ersparen.

Abmessungen prüfen – passt mein Auto überhaupt?

Dies ist der wichtigste Schritt, besonders wenn Sie mit einem größeren Fahrzeug, einem SUV, einem Dachgepäckträger oder einer Dachbox unterwegs sind.

  • Höhenbegrenzung beachten: Achten Sie auf das Hinweisschild an der Einfahrt. Es zeigt die maximal zulässige Fahrzeughöhe an. Die meisten modernen Tiefgaragen liegen bei $2,00$ Metern, aber gerade ältere Anlagen können deutlich niedriger sein. Fahren Sie mit einem Transporter, einem Wohnmobil oder einem hohen SUV, sollten Sie besonders vorsichtig sein.
  • Breite der Fahrgassen: Auch wenn es keine offizielle „Breitenbegrenzung“ gibt, sind die Fahrgassen und Kurven oft sehr eng bemessen (historische Garagenmaße stammen noch aus den 1970er-Jahren, als Autos schmaler waren!). Bei breiteren Fahrzeugen, wie modernen SUVs, ist hier besondere Vorsicht geboten.

Mini-Szenario: Ihr Nachbar Herr Müller hat sich einen großen Kombi mit Dachbox für den Urlaub ausgeliehen. Beim Einfahren in die heimische Tiefgarage hat er nicht auf das Schild geachtet. Krachend stößt die Box gegen das Schild – zum Glück nur die Box, aber der Urlaub startet stressig. Merke: Nur das Schild schützt vor Schaden!

Licht einschalten und Sonnenbrille abnehmen

Beim Wechsel vom hellen Tageslicht in die Dämmerung der Garage benötigt Ihr Auge Zeit zur Anpassung – das ist die sogenannte Adaptionszeit.

  1. Abblendlicht an: Schalten Sie Ihr Abblendlicht ein, auch wenn Sie nur kurz im Einfahrtsbereich stehen. Das verbessert nicht nur Ihre Sicht, sondern macht Sie auch für andere Verkehrsteilnehmer, Fußgänger und entgegenkommende Fahrzeuge auf der Rampe sofort sichtbar.
  2. Sonnenbrille weg: Nehmen Sie eine eventuell getragene Sonnenbrille ab, bevor Sie einfahren. Sie reduziert die ohnehin schon geringe Beleuchtung drastisch und verlängert die Adaptionszeit Ihrer Augen unnötig.

Die Fahrt in der Garage: Geschwindigkeit, Regeln und Aufmerksamkeit

Ist die Einfahrt geschafft, beginnt die eigentliche Herausforderung: das Fahren auf engem Raum. Hier gelten zwar nicht direkt die Regeln der StVO (Straßenverkehrs-Ordnung), aber das Prinzip der gegenseitigen Rücksichtnahme und einige Grundregeln sind entscheidend.

Schrittgeschwindigkeit ist Pflicht – halten Sie die 10 km/h ein

In Tiefgaragen herrscht eine ganz besondere Verkehrssituation: Es gibt viele unübersichtliche Ecken, Säulen, Rampen und ausparkende Autos. Deshalb ist die oberste Regel: Fahren Sie extrem langsam und bremsbereit!

  • Maximal 10 km/h: Mehr als Schrittgeschwindigkeit (ca. $5-10$ km/h) ist selten angemessen. Das Landgericht Saarbrücken hat sogar entschieden, dass in Parkhäusern maximal $10$ km/h als angemessen gelten.
  • Bremsbereit sein: Halten Sie den Fuß über der Bremse, besonders in Kurven, auf Rampen und in der Nähe von Fußgängerwegen. Rechnen Sie immer damit, dass plötzlich ein Fußgänger, ein Kind oder ein ausparkendes Auto auftauchen kann.
  • Geduld zeigen: Drängen Sie niemanden, der gerade einparkt oder rangiert. Aggressives Hupen oder dichtes Auffahren provoziert nur Unfälle und ist eine unnötige Ordnungswidrigkeit. Warten Sie lieber kurz, als einen Schaden zu riskieren.

Verkehrsregeln und die Tücke des „Rechts vor Links“

Viele Parkhäuser sind so konzipiert, dass die Fahrgassen keinen „straßenähnlichen Charakter“ aufweisen. Das bedeutet: Die klassische Regel „Rechts vor Links“ gilt hier oft nicht – im Zweifel gilt die Regel der gegenseitigen Verständigung und erhöhten Vorsicht!

  • Markierungen folgen: Achten Sie auf die aufgemalten Pfeile und Verkehrsschilder. Viele Fahrgassen sind als Einbahnstraßen konzipiert.
  • Rampe ist Vorfahrt: Auf Rampen, die auf- oder abwärts führen, hat in der Regel der Fahrer, der bergauf fährt, Vorrang.
  • Absprache: Im Zweifel gilt: Blickkontakt suchen und sich verständigen. Wer sich nicht an die allgemeine Vorsicht hält und einen Unfall verursacht, trägt meist die Schuld.

Achten Sie auf Fußgänger und unübersichtliche Ecken

Tiefgaragen sind nicht nur für Autos, sondern auch für Fußgänger, die von ihrem Parkplatz zum Ausgang laufen, eine Gefahrenzone.

  • Fußgänger auf der Fahrbahn: Viele Garagen verfügen über keine separaten Fußwege. Gehen Sie davon aus, dass Fußgänger auf den Fahrwegen laufen.
  • Totale Übersicht: Nutzen Sie die oft vorhandenen Rundspiegel an unübersichtlichen Säulen und engen Kurven, um den Gegenverkehr oder Fußgänger frühzeitig zu erkennen.
tiefgarage

Das Einparken: Stressfrei in die Lücke

Enge Parklücken sind ein Hauptgrund für Rempler und Kratzer in der Tiefgarage. Die Stellplätze in Deutschland müssen heute zwar mindestens $2,50$ Meter breit sein, wenn sie beidseitig begrenzt sind – aber viele ältere Garagen haben noch die engen $2,30$ Meter aus den $70$er-Jahren.

Rückwärts einparken – der sicherste Weg

Auch wenn es mehr Zeit kostet: Parken Sie rückwärts ein. Das mag zunächst umständlicher erscheinen, bietet aber entscheidende Vorteile:

  1. Bessere Lenkkontrolle: Beim Rückwärtseinparken folgen die Hinterräder präziser der Lenkbewegung. Das Rangieren in die Lücke gelingt so oft schneller und genauer.
  2. Bessere Sicht beim Ausparken: Wenn Sie später wieder aus der Lücke herausfahren, schauen Sie direkt auf die Fahrgasse. Das ist viel sicherer, als rückwärts aus einer engen Lücke in den fließenden (wenn auch langsamen) Garagenverkehr zu manövrieren.

Schritt-für-Schritt-Tipp zum Einparken:

  • Vorbeifahren: Fahren Sie so weit an der Lücke vorbei, bis Ihr Außenspiegel ungefähr auf Höhe der Mitte der freien Parklücke ist.
  • Volleinschlag: Lenken Sie nun voll ein und fahren Sie langsam zurück, bis Sie gerade in der Lücke stehen.
  • Gerade stellen: Korrigieren Sie so, dass Ihr Auto gerade steht und in der Mitte der Markierung ist.

Platz für alle – auf Aussteigen und Spiegel achten

  • Platz zur Seite: Achten Sie darauf, dass nach dem Einparken zu den Nachbarautos genug Platz zum bequemen Ein- und Aussteigen bleibt. Dies schont Ihre und fremde Türen vor Kratzern.
  • Außenspiegel einklappen: Gerade in sehr engen Garagen oder bei Stellplätzen an Säulen sollten Sie Ihre Außenspiegel einklappen. Das schützt sie nicht nur vor Beschädigungen durch andere Autos, sondern auch vor Remplern durch Fußgänger.

Die Sicherheitsaspekte: Mehr als nur Blechschäden

Tiefgaragen sind nicht nur eine Herausforderung für Ihr Auto, sondern stellen auch in Bezug auf die persönliche Sicherheit und den Brandschutz eine Besonderheit dar.

Persönliche Sicherheit – wählen Sie Ihren Parkplatz klug

Gerade in der Dämmerung oder in der Nacht kann das Sicherheitsgefühl in einer Tiefgarage beeinträchtigt sein.

  • Beleuchtung und Kameras: Parken Sie möglichst auf beleuchteten Plätzen und, falls vorhanden, in der Nähe von Kameras oder dem Kassenhäuschen.
  • Wachsamkeit: Halten Sie Ihr Handy griffbereit und behalten Sie Ihre Umgebung im Blick. Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt, zögern Sie nicht, sofort zum beleuchteten Ausgang zu gehen.

Im Notfall – Fluchtwege und Brandschutz

Deutschland hat strenge Garagenverordnungen (M-GarVO) zum Schutz vor Brand- und Abgasgefahren.

  • Fluchtwege beachten: Achten Sie auf die deutliche Kennzeichnung der Flucht- und Rettungswege (grüne Schilder). Diese Wege müssen jederzeit freigehalten werden.
  • Keine Lagerhalle: Tiefgaragen sind zum Abstellen von Kraftfahrzeugen da, nicht zum Lagern von Gegenständen, Müll oder brennbaren Stoffen. Dies ist nicht nur verboten, sondern kann im Brandfall fatale Folgen haben.
  • CO-Warnanlagen: Geschlossene Großgaragen müssen in Deutschland über CO-Warnanlagen verfügen, um bei zu hohen Abgaskonzentrationen zu warnen und die Lüftung zu aktivieren.
wenn Sie in eine Tiefgarage fahren

Fazit: Mit Aufmerksamkeit und Gelassenheit ans Ziel

Die Fahrt in eine Tiefgarage ist keine Mutprobe, sondern eine alltägliche Situation, die erhöhte Aufmerksamkeit verlangt. Wenn Sie sich kurz vor der Einfahrt klarmachen, wie hoch Ihr Fahrzeug ist, das Licht einschalten und Ihre Geschwindigkeit radikal reduzieren, haben Sie bereits die größten Risiken beseitigt.

Denken Sie daran: Geduld ist Ihr bester Beifahrer. Lieber einmal mehr rangieren, lieber eine Minute warten, als einen unnötigen Blechschaden zu riskieren oder andere zu stressen. Mit diesen praktischen Tipps fahren Sie souverän und entspannt in jeden noch so engen Parkkeller. Jetzt sind Sie dran: Gegen Stress und Rempler hilft vor allem Ruhe und eine angepasste Fahrweise!


Häufig gestellte Fragen (FAQs)

F: Gilt „Rechts vor Links“ in einer Tiefgarage?

A: Nein, die Regel „Rechts vor Links“ gilt in Tiefgaragen und Parkhäusern nur, wenn die Fahrgassen einen klaren, straßenähnlichen Charakter haben (z.B. die Hauptwege zur Ein- und Ausfahrt). Auf den Zufahrten zu den Parkplätzen gilt in der Regel das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme und eine stark reduzierte Geschwindigkeit (Schritttempo). Im Schadensfall wird meist eine Mithaftung der Beteiligten angenommen, da stets mit erhöhter Vorsicht gefahren werden muss.

F: Wie schnell darf ich maximal in einer Tiefgarage fahren?

A: Es wird generell empfohlen, Schrittgeschwindigkeit (etwa $5$ bis maximal $10$ km/h) nicht zu überschreiten. Aufgrund der Enge, der Säulen, der schlechten Lichtverhältnisse und der unvorhersehbaren Fußgänger muss der Fahrer jederzeit bremsbereit sein.

F: Muss ich in der Tiefgarage mein Abblendlicht einschalten?

A: Ja, unbedingt. Das Fahren in Garagen erfordert den korrekten Einsatz der Fahrzeugbeleuchtung. Das Einschalten des Abblendlichts (nicht nur Tagfahrlicht) verbessert Ihre Sicht nach dem Einfahren aus der Helligkeit und erhöht die Sichtbarkeit Ihres Fahrzeugs für entgegenkommende Autos, Fußgänger und ausparkende Fahrer.