Rolligkeit verstehen: Wenn die Katze zum „Romeo und Julia“-Star wird
Ist Ihre weibliche Katze (Kätzin) plötzlich wie ausgewechselt? Sie miaut laut und ausdauernd, reibt sich an Möbeln und zeigt eine ungewohnte Rastlosigkeit? Herzlichen Glückwunsch – oder besser: Herzliches Beileid! Sie erleben wahrscheinlich gerade die Rolligkeit Ihrer Katze.
Dieses natürliche, aber für uns Menschen oft nervenaufreibende Verhalten ist ein Zeichen dafür, dass Ihre Kätzin geschlechtsreif ist und bereit zur Paarung wäre. Als Katzenbesitzer in Deutschland kennen Sie das: die Geräuschkulisse ist intensiv, der Schlaf kommt oft zu kurz. Sie sind nicht allein! Viele Katzenhalter suchen in dieser Zeit händeringend nach einer Antwort auf die Frage: Wie lange sind Katzen rollig?
Dieser Ratgeber von gegenwashilft.de liefert Ihnen die notwendigen, verlässlichen Informationen. Wir erklären Ihnen den genauen Ablauf, die normale Dauer und geben Ihnen praktische, sanfte Tipps, wie Sie Ihre Katze und sich selbst durch diese anstrengende Phase bringen. Unser Ziel ist es, Ihnen ein besseres Verständnis und konkrete Hilfestellungen für den Alltag zu bieten.

Die Dauer der Rolligkeit: Ein Blick auf den Katzen-Kalender
Die Rolligkeit ist keine einmalige Sache, sondern Teil des Sexualzyklus der Katze. Die tatsächliche Dauer kann variieren, aber es gibt klare Richtwerte, an denen Sie sich orientieren können. Die Rolligkeit, also die Phase der Empfängnisbereitschaft (Östrus), dauert in der Regel etwa 7 bis 10 Tage.
Manchmal kann es auch kürzer sein, etwa 3 bis 6 Tage. Selten zieht es sich auf bis zu 14 Tage hin. Diese Schwankungen hängen oft von individuellen Faktoren ab, wie dem Alter der Katze, ihrem Gesundheitszustand und auch von äußeren Einflüssen wie Licht und Jahreszeit.
Das Geheimnis des zyklischen Auftretens
Katzen sind sogenannte saisonale Polyöstrustiere. Das ist ein kompliziertes Wort, das einfach bedeutet: Sie werden mehrmals im Jahr rollig. Meistens beginnt der Zyklus im späten Winter oder zeitigen Frühjahr und zieht sich bis in den Herbst. Die Lichtdauer spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Die Phasen des Katzen-Zyklus einfach erklärt
Der gesamte Sexualzyklus einer Katze unterteilt sich in vier Hauptphasen.
- Proöstrus (Vorlaufphase): Etwa 1–2 Tage. Die Katze beginnt, unruhiger zu werden und mehr zu miauen. Sie ist noch nicht bereit zur Paarung.
- Östrus (Die eigentliche Rolligkeit): Etwa 7–10 Tage. Jetzt zeigt die Katze die typischen, intensiven Symptome. Sie ist paarungsbereit.
- Metöstrus (Nachphase): Bei unbefruchteter Katze: Die Symptome klingen ab. Bei erfolgter Paarung: Die Trächtigkeit oder eine Scheinträchtigkeit setzt ein.
- Anöstrus (Ruhephase): Im Spätherbst und Winter tritt diese Ruhephase ein. Die Fortpflanzungsaktivität ruht.
Was, wenn die Rolligkeit nicht aufhört?
Sollte Ihre Katze extrem häufig (z. B. alle 1–3 Wochen) oder fast ununterbrochen rollig sein, spricht man von einem sogenannten Daueröstrus. Dieses Phänomen tritt vor allem bei Wohnungskatzen auf. Der Grund: Das ganzjährig künstliche Licht in der Wohnung gaukelt dem Körper vor, es sei immer Frühling.
Symptome erkennen und verstehen: Was macht meine Katze da?
Die Symptome der Rolligkeit sind sehr charakteristisch und meist unüberhörbar. Wenn Sie diese Anzeichen verstehen, können Sie Ihrer Katze in dieser Stresssituation besser beistehen.
Das typische Rolligkeits-Verhalten
Die Kätzin versucht mit allen Mitteln, Kater anzulocken. Das äußert sich in diesen klassischen Verhaltensweisen:
- Lautes, anhaltendes Miauen (Rufen): Das ist das berühmte „Rollig-Geschrei“. Es kann klingen wie ein Baby oder ein klagender Schrei.
- Aufsuchen und Reiben: Die Katze reibt ihren Kopf, ihre Flanken und ihre Schwanzwurzel exzessiv an Möbeln, Wänden und vor allem an Ihnen. Dabei gibt sie Duftstoffe ab.
- Die Paarungshaltung: Bei Berührung des unteren Rückens oder der Schwanzwurzel nimmt die Katze eine spezielle Haltung ein: Vorderbeine gebeugt, das Hinterteil in die Höhe gestreckt und der Schwanz zur Seite gelegt.
- Markieren mit Urin: Einige Katzen beginnen, an ungewöhnlichen Stellen kleine Mengen Urin abzusetzen. Dieser Urin enthält Pheromone, um Kater anzulocken.
Beispiel: Stellen Sie sich die fleißige berufstätige „Frau Müller“ vor, die plötzlich ihre geliebte, sonst so ruhige Perserkatze „Cleo“ kaum wiedererkennt. Cleo schreit nachts, zerrt an der Schlafzimmertür und dreht sich unaufhörlich auf dem Teppich. Frau Müller ist verzweifelt, doch weiß jetzt: Cleo ist rollig. Sie braucht Geduld und sanfte Unterstützung.
Sanfte Tipps: Wie Sie Ihre Katze durch die Rolligkeit begleiten
Medikamente oder gar eine Kastration während der akuten Rolligkeit sind meist nicht die erste Wahl. Doch es gibt natürliche und praktische Wege, um die Symptome für Ihre Katze – und für Sie – erträglicher zu machen.
1. Ruhe und Ablenkung bieten
Achten Sie darauf, dass Ihre Katze sich in einer ruhigen Umgebung aufhalten kann. Stress verschlimmert die Symptome.
- Spiel und Beschäftigung: Versuchen Sie, Ihre Katze abzulenken. Intensives Spielen, etwa mit einer Federangel, kann helfen, überschüssige Energie und den Paarungsdrang in andere Bahnen zu lenken.
- Wärme: Viele Kätzinnen empfinden Wärme als beruhigend. Bieten Sie einen warmen Platz an, etwa eine Heizdecke (auf niedriger Stufe) oder ein warmes Körbchen.
2. Pheromone und Kräuter zur Entspannung
Auf dem Markt gibt es Produkte, die auf natürlichen Prinzipien basieren und eine entspannende Wirkung haben können.
- Synthetische Gesichts-Pheromone: Spezielle Zerstäuber (Diffusoren) geben Pheromone ab, die das Wohlbefinden der Katze steigern und die allgemeine Unruhe lindern können.
- Katzenminze (Catnip): Manche Katzen reagieren auf Katzenminze mit Entspannung und Ablenkung. Ein mit Minze gefülltes Kissen kann kurzfristig für Ruhe sorgen. Achtung: Dies hilft nicht bei jeder Katze.

Wann sollte ich zum Tierarzt gehen?
Es ist wichtig zu betonen: Der Inhalt von gegenwashilft.de dient ausschließlich der Information und ersetzt keinen Tierarztbesuch. Bei Unsicherheiten sollten Sie immer einen Experten konsultieren.
Die dringenden Signale:
Wenn die Rolligkeit extrem lange anhält oder Sie sich entscheiden, Ihre Katze kastrieren zu lassen, sollten Sie aktiv werden.
- Ununterbrochene Rolligkeit (Daueröstrus): Wie oben beschrieben, kann ein ständig wiederkehrender Zyklus gesundheitliche Probleme begünstigen. Ein Tierarzt kann die Ursache abklären.
- Verhaltensprobleme: Starke Aggressivität, selbstverletzendes Verhalten oder extreme Essensverweigerung erfordern eine tierärztliche Beurteilung.
- Kastrationswunsch: Die Kastration ist die einzige dauerhafte und medizinisch empfohlene Lösung, um die Rolligkeit zu beenden und ungewollten Nachwuchs zu verhindern. Sie schützt zudem vor späteren Erkrankungen der Gebärmutter und Eierstöcke [GÜLTIGE QUELLE: Empfehlung deutscher Tierärzte/Bundesverband praktizierender Tierärzte].
- Wichtig: Eine Kastration wird in der Regel nicht während der akuten Rolligkeit durchgeführt, da die Blutgefäße im Uterus stark vergrößert sind. Ihr Tierarzt wird Sie beraten, den optimalen Zeitpunkt abzuwarten.
Fazit: Geduld ist die beste Medizin
Die Zeit der Rolligkeit kann für Sie als Katzenbesitzer eine echte Herausforderung darstellen. Doch denken Sie daran: Es ist eine natürliche Reaktion Ihrer Kätzin. Die typische Rolligkeit dauert meist etwa eine Woche. Mit Ruhe, Ablenkung und Verständnis überstehen Sie diese Zeit.
Sollten Sie sich für eine dauerhafte Lösung entscheiden – und das ist bei nicht für die Zucht vorgesehenen Katzen die Regel – ist die Kastration der sicherste und beste Weg. Sie sorgt nicht nur für Ruhe im Haus, sondern schützt Ihre Katze auch nachhaltig vor gesundheitlichen Risiken.
Jetzt sind Sie dran! Beobachten Sie Ihre Katze aufmerksam und schenken Sie ihr in dieser Zeit besonders viel Liebe und Geduld. Wenn Sie beunruhigt sind oder die Rolligkeit extrem lange anhält, zögern Sie nicht, Ihren Tierarzt um Rat zu bitten.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Wie lange miaut eine Katze, wenn sie rollig ist?
Das laute Miauen (Rufen) beginnt meist mit Einsetzen der eigentlichen Rolligkeit (Östrus) und hält etwa 7 bis 10 Tage an, manchmal auch kürzer oder länger. Das Rufen ist am intensivsten, wenn die Katze paarungsbereit ist. Es lässt oft erst nach, wenn die Rolligkeit beendet ist oder die Katze gepaart wurde.
Was hilft der Katze, wenn sie rollig ist und sehr laut miaut?
Sanfte Ablenkung und die Bereitstellung von Wärme können helfen. Intensives Spielen, um ihre Energie umzuleiten, sowie ein warmer Ruheplatz (z.B. eine warme Decke oder ein Heizkissen) beruhigen viele Katzen. Auf dem Markt erhältliche Pheromon-Diffusoren können ebenfalls zur Entspannung beitragen.
Kann eine Katze die Rolligkeit unterdrücken?
Nein, eine Katze kann die Rolligkeit nicht bewusst unterdrücken. Sie ist ein hormonell gesteuerter, natürlicher Prozess. Bei Freigänger-Katzen, die erfolgreich gepaart werden, endet die Rolligkeit. Bei Wohnungskatzen kann das Fehlen einer Paarung jedoch zum schnellen Wiedereinsetzen der Rolligkeit oder einem Daueröstrus führen.
Was passiert, wenn eine Katze nicht kastriert wird und dauernd rollig ist?
Ein häufiger oder ununterbrochener Zyklus (Daueröstrus) kann die Katze stark stressen und das Risiko für Gebärmutterentzündungen (Pyometra) oder bestimmte Brustdrüsentumore erhöhen. Eine frühzeitige Kastration ist daher die beste Vorsorge für die Gesundheit der Katze.
