Hund frisst Kot? Ursachen und was wirklich hilft gegen Koprophagie
„Pfui! Lass das!“ Kennst du das? Du bist mit deinem Vierbeiner unterwegs, und plötzlich frisst dein Hund Kot – den eigenen, den von Artgenossen oder sogar Pferdeäpfel. Dieses Verhalten, Koprophagie genannt, ist für uns Menschen nicht nur zutiefst unangenehm und ekelig. Es ist auch ein Alarmzeichen, das viele Hundebesitzer verunsichert.
Wenn dein Hund Kot frisst, fühlst du dich vielleicht hilflos, geniert oder fragst dich, ob mit der Ernährung etwas nicht stimmt. Du bist damit nicht allein! Es ist ein weit verbreitetes Problem, das glücklicherweise in den meisten Fällen mit den richtigen Schritten in den Griff zu bekommen ist.
Dieser tiefgehende Ratgeber von gegenwashilft.de nimmt dich an die Hand. Wir erklären dir verständlich, warum Hunde Kot fressen, welche Risiken damit verbunden sind und vor allem: welche bewährten, handlungsorientierten Tipps wirklich helfen.
Wichtiger Hinweis vorab: Die Informationen in diesem Artikel dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Besteht der Verdacht auf eine Mangelerscheinung oder Erkrankung, ist der Gang zum Tierarzt unverzichtbar.

1. Die häufigsten Ursachen: Warum fressen Hunde Kot?
Die Koprophagie ist wissenschaftlich noch nicht in jedem Detail entschlüsselt, doch Experten sind sich einig: Es gibt eine Vielzahl möglicher Auslöser, die sich grob in gesundheitliche (ernährungsbedingte) und verhaltensbedingte Gründe unterteilen lassen.
1.1 Gesundheitliche Gründe und Mangelerscheinungen
Oft steckt der Versuch dahinter, einen Mangel auszugleichen. Hunde besitzen einen feinen Instinkt, fehlende Nährstoffe über Kotfressen zu kompensieren.
Mangel an Verdauungsenzymen (Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion)
Ist die Funktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) eingeschränkt – man spricht von Exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI) – kann der Hund Futter nicht vollständig verwerten. Unverdaute Nährstoffe, wie Fette und Proteine, werden ausgeschieden. Der Kot riecht für den Hund dann „attraktiv“ nach Nahrung. Er frisst ihn, um die fehlenden Enzyme zu ergänzen.
Nährstoffdefizite und minderwertiges Futter
Wenn das Futter qualitativ minderwertig ist, nicht ausgewogen oder der Hund eine Diät macht und hungrig ist, kann ein Mangel an B-Vitaminen (z. B. Thiamin/B1) oder Mineralstoffen entstehen. Der Hund sucht dann im Kot nach dem, was er in seiner normalen Nahrung vermisst. Experten vermuten, dass gerade ein Mangel an Vitamin B1 die Koprophagie auslösen kann.
Parasitenbefall und Darmsanierung
Ein starker Wurmbefall (z. B. Spulwürmer) kann zu Nährstoffmangel führen, da die Parasiten dem Hund die Nahrung entziehen. Auch nach einer Antibiotikabehandlung kann die Darmflora gestört sein. Der Hund versucht, über das Fressen von Kot anderer Tiere wertvolle Darmbakterien aufzunehmen und seine Flora zu „sanieren“ – ein Instinkt der Natur.
1.2 Verhaltensbedingte Ursachen und Gewohnheiten
Nicht immer sind körperliche Probleme die Ursache. Sehr oft ist das Kotfressen tief in der Hundepsyche oder im erlernten Verhalten verwurzelt.
Aufmerksamkeit und Langeweile
Hunde sind Meister darin, die Aufmerksamkeit ihrer Menschen zu erregen – auch die negative. Stürzt sich dein Hund auf Kot und du reagierst mit lautem Rufen oder Herbeieilen, lernt er: „Aha, das gibt Herrchen/Frauchen-Action!“ Diese vermeintliche Aufmerksamkeit kann das Verhalten unbewusst verstärken. Auch Langeweile oder Stress können zu unerwünschten Ersatzhandlungen führen.
Instinkt und Erziehung
Bei Welpen ist das Kotfressen oft normal. Die Mutterhündin frisst den Kot ihrer Welpen, um den Wurfplatz sauber und frei von Raubtieren fernzuhalten. Welpen erkunden zudem die Welt mit dem Maul. Bleibt dieses Verhalten im Erwachsenenalter, fehlt oft eine konsequente Erziehung oder das „Aus“-Kommando wurde nicht ausreichend trainiert.
Revierverhalten und „Geschmack“
Manche Hunde, insbesondere Rüden, fressen Kot von Rivalen, um deren Markierungen aus dem eigenen Revier zu beseitigen. Auch der Geschmack spielt eine Rolle: Pferdeäpfel, die viel Zellulose enthalten, sind oft besonders beliebt. Und Katzenkot enthält viel unverdaute Proteine und Fette, weshalb er viele Hunde anzieht.
2. Erste Schritte: Was hilft schnell gegen Koprophagie?
Die gute Nachricht: Du kannst sofort handeln! Bei Verhaltensmustern oder leichten Mangelerscheinungen gibt es bewährte, einfache Tipps, die du sofort umsetzen kannst.
2.1 Hausmittel: Was dem Hund den Appetit verdirbt
Verschiedene natürliche Zusätze sollen den Kot für den Hund unattraktiver machen oder zur besseren Nährstoffverwertung beitragen.
- Ananas-Stücke: Gib deinem Hund täglich ein kleines Stück frische Ananas zum Futter. Die enthaltenen Enzyme sollen den Kot für den Hund unappetitlich machen, ohne ihm zu schaden.
- Harzer Käse oder Hefe: Die Zugabe von stark riechenden Lebensmitteln wie Harzer Käse oder Bierhefe zum Futter kann helfen. Sie sollen den Appetit auf „Fremdes“ mindern und möglicherweise den Mangel an B-Vitaminen ausgleichen.
- Grüner Pansen/Blättermagen: Die Fütterung von frischem (ungewaschenem!) grünem Pansen oder Blättermagen wird oft empfohlen, da sie viele Verdauungsenzyme und wertvolle Bakterien enthalten, die der Hund auf natürlichem Wege aufnehmen kann.
- Achtung bei Bitterstoffen: Manche Hundebesitzer versuchen, Kot mit Chili-Pulver oder Bitterstoffen zu besprühen. Dies ist aus Tierschutzgründen und wegen der Gefahr von Reizungen abzulehnen.
Mini-Fallstudie: Annas Erfolg
Anna, eine Hundebesitzerin aus München, hatte das Problem mit ihrer Labradoodle-Hündin Paula. Paula fraß ständig Katzenkot aus dem Garten. Anna stellte nach einem Tierarztbesuch, der Mangel ausschloss, Paulas Futter auf ein hochwertiges, enzymreiches Futter um und gab ihr täglich einen Löffel Joghurt mit etwas Hefe. Sie trainierte zudem das „Aus“-Kommando intensiv. Das Problem war nach vier Wochen fast vollständig verschwunden!
2.2 Konsequentes Verhaltenstraining und Prävention
Die wichtigste Maßnahme ist es, die Möglichkeit zum Kotfressen konsequent zu unterbinden und ein Alternativverhalten zu etablieren.
- „Aus“-Kommando trainieren: Dies ist die Basis. Übe das Kommando im sicheren Umfeld, bevor du es im Ernstfall anwendest. Belohne den Hund für das Befolgen des Kommandos mit einem hochwertigen, attraktiven Leckerli, das viel besser ist als der Kot.
- Sofortiges Entfernen: Im eigenen Garten oder zu Hause (bei Welpen) muss der Kot sofort beseitigt werden, damit der Hund gar nicht erst die Chance hat, ihn aufzunehmen.
- Ablenkung und Beschäftigung: Biete deinem Hund ausreichend geistige und körperliche Auslastung. Ein gelangweilter Hund sucht sich schneller Ersatzbefriedigungen. Beschäftigungsspiele wie Futterbeutel-Suchen oder Intelligenzspielzeug lenken ab.
- Leinenführigkeit: Führe deinen Hund in Gebieten, in denen du Kot siehst (z.B. Pferdewiesen), kurz an der Leine. So hast du die Situation unter Kontrolle und kannst schnell eingreifen.
- Ignorieren der Aufnahme (Ausnahme): Wenn dein Hund bereits Kot gefressen hat, ignoriere ihn, statt zu schimpfen. Negative Aufmerksamkeit ist besser als keine. Entferne ihn ruhig und kommentarlos von der Stelle und biete ihm anschließend eine Ablenkung (Spielzeug, hochwertiges Leckerli).
3. Wann du zum Tierarzt gehen solltest – Gesundheitliche Abklärung
Da gesundheitliche Ursachen wie eine Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion oder Parasitenbefall hinter der Koprophagie stecken können, ist eine tierärztliche Untersuchung essenziell.
3.1 Das rät der Experte
Wenn das Kotfressen länger als eine Woche anhält, der Hund abmagert oder andere Symptome wie Durchfall, Erbrechen oder struppiges Fell zeigt, zögere nicht, deinen Tierarzt aufzusuchen.
- Kotuntersuchung: Bringe eine frische Kotprobe (am besten über 3 Tage gesammelt) mit. Der Tierarzt kann so Parasitenbefall (Würmer, Giardien) ausschließen.
- Blutbild und Funktionsdiagnostik: Bei Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion (EPI) oder andere Mangelzustände kann ein Bluttest Klarheit schaffen. Liegt eine EPI vor, ist die gezielte Zugabe von Verdauungsenzymen zum Futter nötig.
- Ernährungsberatung: Lass die aktuelle Futterration deines Hundes von einem Experten (Tierarzt oder zertifizierter Ernährungsberater) überprüfen, um einen Nährstoffmangel sicher auszuschließen und gegebenenfalls auf ein hochwertigeres Futter umzustellen.
Gefahr von Fremdkot: Das Fressen von fremdem Kot ist gefährlich! Pferdekot kann Rückstände von Entwurmungsmitteln enthalten, die für manche Hunderassen (z.B. Collie, Australian Shepherd mit MDR1-Gendefekt) tödlich sein können. Katzenkot und Fuchskot bergen das Risiko der Übertragung von Toxoplasmose oder Fuchsbandwurm.
3.2 Vorbeugung: Den Alltag optimieren
- Ausgewogene Fütterung: Wähle ein hochwertiges Futter, das alle Nährstoffe, Vitamine und Mineralien in ausgewogener Form liefert. Eine ausreichende Menge an Rohfasern im Futter kann ebenfalls helfen.
- Stressfreie Umgebung: Reduziere Stressfaktoren im Alltag deines Hundes. Eine ruhige, saubere Umgebung und klare Regeln geben deinem Vierbeiner Sicherheit.
- Futter-Timing: Bei Hunden, die Kot aus Hunger fressen (z.B. während einer strengen Diät), kann es helfen, die Tagesration auf mehrere kleine Mahlzeiten aufzuteilen oder die Hauptmahlzeit kurz vor dem Spaziergang zu geben.

Fazit: Jetzt bist du dran!
Das Kotfressen deines Hundes (Koprophagie) ist ein komplexes Problem, das eine sorgfältige Ursachenforschung erfordert. Denk daran: In den meisten Fällen steckt entweder ein behebbarer Mangel oder eine erlernte Gewohnheit dahinter.
Der wichtigste Schritt ist die medizinische Abklärung beim Tierarzt. Sobald du gesundheitliche Ursachen ausschließen konntest, liegt der Schlüssel in der Konsequenz des Verhaltensmanagements.
Wähle einen der genannten Tipps – sei es die Futterergänzung mit Ananas oder das intensive Training des „Aus“-Kommandos – und setze ihn konsequent und liebevoll um. Bleib geduldig und feiere jeden kleinen Erfolg. Du hast jetzt alle Werkzeuge in der Hand, um dieses unangenehme Verhalten in den Griff zu bekommen!
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Ist es normal, wenn ein Welpe Kot frisst?
Bei Welpen ist das Fressen von Kot oft ein normales, instinktives Erkundungsverhalten oder eine Nachahmung der Mutterhündin, die den Wurfplatz sauber hält. Dies sollte jedoch durch konsequente Erziehung und Sauberkeit unterbunden werden, damit es nicht zur Gewohnheit wird.
Welcher Mangel löst Kotfressen beim Hund aus?
Oft wird ein Mangel an B-Vitaminen (insbesondere Thiamin/B1), Verdauungsenzymen (bei Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion) oder ein Proteinmangel als Auslöser vermutet. Eine Umstellung auf hochwertiges, leicht verdauliches Futter und eine tierärztliche Untersuchung sind ratsam, um den genauen Mangel zu identifizieren.
Helfen die Hausmittel wie Ananas oder Harzer Käse wirklich?
Ja und Nein. Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die die Wirkung von Ananas oder Harzer Käse belegen. Viele Hundebesitzer berichten jedoch von positiven Effekten. Es wird vermutet, dass die Enzyme der Ananas oder der intensive Geruch/Geschmack des Käses den Kot unattraktiver machen. Sie sind in der Regel ungefährlich und können als unterstützende Maßnahme ausprobiert werden.
Was ist das gefährlichste am Kotfressen?
Die größte Gefahr ist die Übertragung von Krankheitserregern und Parasiten wie Spulwürmern, Bandwürmern, Giardien oder Viren. Besonders gefährlich ist der Kot von Tieren, die gerade entwurmt wurden (z.B. Pferdeäpfel), da dieser giftige Medikamentenrückstände enthalten kann.
Wie lange dauert es, bis das Kotfressen verschwindet?
Das hängt von der Ursache ab. Ist die Ursache ein behandelbarer Mangel (z.B. EPI), kann die Verhaltensänderung innerhalb weniger Wochen nach Beginn der tierärztlichen Behandlung (Enzymzugabe, Ernährungsumstellung) erfolgen. Ist es eine tief verwurzelte Verhaltensstörung, kann das Training mehrere Monate konsequenter Arbeit erfordern.
