Was tun, wenn die Parkuhr noch nicht abgelaufen ist?
Kennen Sie das? Sie kommen zu Ihrem Auto zurück, und es steckt noch ein gültiger Parkschein in der Windschutzscheibe eines gerade wegfahrenden Autos. Der Gedanke ist verlockend: Kann ich ihn einfach nehmen und mich selbst hinstellen? Oder sehen Sie einen freien Parkplatz mit einer laufenden Parkuhr? Die Frage ist ganz simpel: Dürfen Sie die Restzeit nutzen? Dieses Szenario ist im Alltag viel häufiger, als man denkt. Es kann Geld sparen und ist oft eine nette Geste unter Autofahrern. Aber was sagt das Gesetz dazu?
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich in einer solchen Situation korrekt verhalten. Wir klären, welche Regeln in Deutschland gelten und ob die Restzeit tatsächlich „verschenkt“ werden darf.

Das Parkuhr-Dilemma: Darf man die Restzeit nutzen?
Die Antwort ist kurz und klar: Ja, Sie dürfen die Restzeit einer Parkuhr oder eines Parkscheins nutzen, wenn diese noch nicht abgelaufen ist. Die Gebühr für einen Parkplatz ist nicht an ein bestimmtes Fahrzeug oder eine Person gebunden, sondern an den Parkraum selbst. Das bedeutet, dass der Parkschein einfach eine bezahlte Erlaubnis ist, den Parkplatz für eine bestimmte Dauer zu nutzen. Ob derjenige, der den Schein gekauft hat, die volle Zeit ausschöpft oder nicht, spielt keine Rolle.
Das gilt für öffentliche und kommunale Parkplätze. Bei privaten Parkplätzen, zum Beispiel auf Supermarkt- oder Krankenhaus-Parkplätzen, kann die Situation anders sein. Hier gelten oft die Regeln des Betreibers. Diese sind meist auf Schildern klar angegeben.
Szenarien aus dem Alltag: Praktische Beispiele
Um zu verstehen, wie das in der Praxis aussieht, betrachten wir ein paar typische Situationen.
Der übernommene Parkschein
Stellen Sie sich vor, Sie finden einen Parkplatz und sehen, wie ein anderer Autofahrer gerade wegfährt. Er hat einen Parkschein, auf dem noch 30 Minuten stehen. Sie können den Schein nehmen und für sich selbst verwenden. Das ist legal und ein oft gesehenes Beispiel für gegenseitige Rücksichtnahme. Es ist quasi ein „weitergereichtes“ Ticket.
Wichtig dabei ist, dass der Parkschein von außen gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe liegt. Die Zeit muss eindeutig erkennbar sein, damit das Ordnungsamt sie kontrollieren kann.
Die laufende Parkuhr
Angenommen, Sie finden einen Parkplatz mit einer Parkuhr, die noch läuft. Das Display zeigt zum Beispiel noch 20 Minuten an. Auch in diesem Fall dürfen Sie sich hinstellen und die verbleibende Zeit nutzen.
Nach Ablauf der Zeit müssen Sie jedoch entweder einen eigenen Parkschein lösen oder das Auto umparken. Das Ordnungsamt prüft regelmäßig die Parkzeiten und kann bei Überziehung ein Verwarnungsgeld verhängen.
Was Sie vermeiden sollten: Die häufigsten Fehler
Einige Verhaltensweisen können schnell zu einem Strafzettel führen, obwohl Sie eigentlich nur Geld sparen wollten.
Parkscheibe statt Parkuhr
Manche Autofahrer sind unsicher und legen zusätzlich zur laufenden Parkuhr eine Parkscheibe in die Windschutzscheibe. Das ist nicht nötig. Eine Parkscheibe wird nur verwendet, wenn der Parkscheinautomat defekt ist. In diesem Fall stellen Sie die Ankunftszeit auf der Scheibe auf die nächste halbe Stunde ein. Wenn der Parkscheinautomat funktioniert, ist die Parkscheibe überflüssig.
Die Zeit „schummeln“
Es ist verboten, eine Parkscheibe während des Parkens weiterzudrehen, um die Parkzeit zu verlängern. Auch das Bewegen des Autos um wenige Zentimeter, um den Parkvorgang neu zu starten, ist nicht erlaubt. Um einen neuen Parkvorgang zu beginnen, muss der Parkplatz für andere Verkehrsteilnehmer frei zugänglich gewesen sein. Meist reicht dafür eine kurze Fahrt um den Block.
Was droht bei Verstößen?
Verstöße gegen die Parkregeln können teuer werden. Die Höhe des Verwarnungsgeldes hängt von der Dauer der Überschreitung ab.
- Bis zu 30 Minuten: 20 Euro
- Bis zu einer Stunde: 25 Euro
- Bis zu zwei Stunden: 30 Euro
- Bis zu drei Stunden: 35 Euro
- Länger als drei Stunden: 40 Euro
Diese Bußgelder sind bundesweit gültig und im Bußgeldkatalog festgelegt. Bei groben Verstößen, wie dem Parken an einer verkehrsbehindernden Stelle, können die Strafen höher ausfallen.

So verhalten Sie sich immer richtig
Das richtige Verhalten ist eigentlich ganz einfach.
- Restzeit nutzen: Finden Sie einen freien Parkplatz mit einem gültigen Parkschein oder einer laufenden Parkuhr, dürfen Sie die Restzeit ohne Bedenken ausnutzen.
- Sichtbarkeit beachten: Stellen Sie sicher, dass der Parkschein oder die Parkuhr von außen gut sichtbar ist. Legen Sie den Schein auf das Armaturenbrett.
- Gesetze kennen: Informieren Sie sich über die lokalen Parkregeln. Bei privaten Parkplätzen gelten die AGB des Betreibers.
- Vorsicht bei Apps: Bei digitalen Parksystemen kann die Situation anders sein. Hier ist der Parkvorgang oft an das Kennzeichen gebunden. Eine Weitergabe ist dann nicht möglich.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Ist es legal, einen gefundenen Parkschein zu nutzen?
Ja, in Deutschland ist es legal, einen noch gültigen Parkschein, der auf einem öffentlichen oder kommunalen Parkplatz gefunden wurde, zu nutzen. Die Gebühr bezieht sich auf den Parkraum, nicht auf die Person oder das Fahrzeug.
Darf ich meine Parkscheibe weiterdrehen, um länger zu parken?
Nein, das Weiterdrehen einer Parkscheibe ist verboten und gilt als Überziehen der Parkzeit. Um die Parkzeit zu verlängern, müssen Sie den Parkplatz verlassen und einen neuen Parkvorgang beginnen.
Was passiert, wenn ich meine Parkscheibe vergesse?
Wenn Sie eine Parkscheibe vergessen, obwohl eine vorgeschrieben ist, droht ein Verwarnungsgeld. Die Höhe des Bußgeldes hängt von der Dauer ab, die Sie ohne gültige Parkscheibe geparkt haben.
Gelten diese Regeln auch für Parkscheine aus Apps?
Nein, in der Regel nicht. Bei digitalen Parksystemen wie Park-Apps ist der Parkvorgang meist an das Kennzeichen gebunden, das bei der Buchung eingegeben wird.
Fazit
Wenn eine Parkuhr noch nicht abgelaufen ist, ist die Lösung denkbar einfach: Nutzen Sie die Zeit. Die Regeln sind klar und auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit ausgerichtet. Sie können von der Großzügigkeit anderer profitieren, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Es ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Beispiel dafür, wie gegenseitige Rücksichtnahme im Alltag funktioniert.
Jetzt sind Sie dran: Machen Sie das Beste aus Ihrer Parkzeit und handeln Sie clever und regelkonform.
