Aus was wird Gin gemacht

Die Seele des Gins: Die Hauptzutaten und ihre Geheimnisse

Die Antwort auf die Frage „Aus was wird Gin gemacht?“ ist überraschend einfach und gleichzeitig sehr komplex. Im Grunde besteht Gin aus zwei Hauptkomponenten, die durch ein drittes, sehr wichtiges Element ergänzt werden.

Aus was wird Gin gemacht

1. Die Basis: Neutralalkohol

Jeder Gin benötigt eine neutrale Basis. Dies ist ein hochprozentiger Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs.

  • Der Rohstoff: Meist wird dieser Alkohol aus Getreide (wie Weizen, Roggen, Gerste oder Mais) oder Kartoffeln gewonnen. Die Hersteller destillieren ihn so lange, bis er nahezu geruchs- und geschmacksneutral ist.
  • Der Zweck: Der neutrale Alkohol dient als idealer Träger. Er soll die Aromen der nächsten Zutat optimal aufnehmen und transportieren, ohne selbst dominant zu sein. Er bildet die Leinwand für das spätere Kunstwerk.
  • Der Unterschied: Während Whisky oder Weinbrand den Eigengeschmack ihres Grundstoffs behalten sollen, muss der Basisalkohol für Gin so rein wie möglich sein.

2. Der gesetzliche Kern: Wacholderbeeren

Hier liegt das Herzstück des Gins, festgelegt durch die EU-Spirituosenverordnung: Ein Getränk darf nur als Gin bezeichnet werden, wenn die Wacholderbeere (Juniperus communis) der dominierende Geschmack ist.

  • Kein Gin ohne Wacholder: Die kleinen, bläulich-schwarzen Scheinfrüchte des Wacholderstrauchs verleihen dem Gin seinen unverkennbaren, leicht harzigen, würzigen und oft an Kiefer erinnernden Geschmack.
  • Historischer Bezug: Der Name Gin leitet sich indirekt vom lateinischen Namen des Wacholders, Juniperus, oder vom niederländischen Vorgängergetränk Genever ab.
  • Wissenswertes: Wacholderbeeren werden in früheren Zeiten auch in der Volksmedizin geschätzt, zum Beispiel zur Förderung der Verdauung und Entwässerung.

3. Das Markenzeichen: Die Botanicals

Neben Wacholder spielen die sogenannten Botanicals eine entscheidende Rolle. Das sind alle pflanzlichen Zutaten, die zur Aromatisierung hinzugefügt werden. Sie machen jeden Gin einzigartig und verleihen ihm seinen individuellen Charakter.

  • Die Vielfalt: Ein Gin kann nur wenige oder über 30 verschiedene Botanicals enthalten. Die Zusammenstellung ist das wohlgehütete Geheimnis jeder Brennerei.
  • Klassische Botanicals:
    • Koriandersamen: Fügen eine würzige, leicht zitrusartige Note hinzu. Sie sind oft das zweitwichtigste Botanical.
    • Angelikawurzel (Engelwurz): Bringt erdige, warme Töne und dient oft als Fixativ, das die anderen Aromen bindet.
    • Zitrusfrüchte (Schalen): Zitrone, Orange, Grapefruit sorgen für Frische und spritzige Akzente.
    • Iriswurzel (Orris Root): Hilft, die flüchtigen Aromen der anderen Botanicals zu fixieren und verleiht dem Gin blumige oder leicht erdige Noten.
  • Moderne Experimente: Viele moderne Gins verwenden exotische Botanicals wie Hibiskusblüten, Kakaonibs, Pfeffer, Gurke oder lokale Kräuter, um ihr eigenes Profil zu schaffen.

Die Alchemie der Gin-Herstellung: Vom Alkohol zum Aroma

Zu wissen, aus was Gin gemacht wird, ist das eine. Zu verstehen, wie er gemacht wird, das andere. Der Herstellungsprozess ist entscheidend für die Qualität und den Geschmack.

Gin wird hauptsächlich durch Destillation hergestellt, bei der die Aromen der Botanicals in den Neutralalkohol überführt werden. Es gibt dafür verschiedene Methoden:

Die Mazeration (Einlegen)

  • Der Prozess: Die Botanicals werden über einen längeren Zeitraum (oft 24 Stunden bis mehrere Wochen) in den Neutralalkohol eingelegt. Der Alkohol zieht die ätherischen Öle und Aromen aus den Pflanzen.
  • Die Destillation: Anschließend wird die aromatisierte Mischung in einer Brennblase erhitzt. Der Alkohol verdampft bei niedrigerer Temperatur als Wasser. Die Alkoholdämpfe nehmen die Aromen mit, steigen auf, werden gekühlt und wieder verflüssigt. Das Ergebnis ist ein hochprozentiges Destillat, der sogenannte Gin.

Die Dampfinfusion (Perkolation)

  • Der Prozess: Bei dieser sanfteren Methode werden die Botanicals nicht direkt in den Alkohol gegeben. Stattdessen werden sie in einem sogenannten Botanical Basket oberhalb des Alkohols in der Brennblase platziert.
  • Das Ergebnis: Wenn der Alkohol erhitzt wird, steigen die Dämpfe durch diesen Korb hindurch und extrahieren die Aromen auf ihrem Weg. Dies führt oft zu einem feineren, floraleren und weniger öligen Geschmack.

Das Finale: Verdünnung und Abfüllung

Nach der Destillation liegt der Gin oft bei einem Alkoholgehalt von über 80 Volumenprozent. Bevor er in die Flaschen kommt, wird er mit weichem, kalkarmem Wasser auf die gewünschte Trinkstärke herabgesetzt.

  • Gesetzliche Mindeststärke: Laut EU-Recht muss Gin einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Volumenprozent besitzen.
  • Trinkstärke: Die meisten Gins liegen zwischen 40 und 47 Volumenprozent, da ein höherer Alkoholgehalt die komplexen Aromen der Botanicals besser zur Geltung bringt.

Typen von Gin: Mehr als nur Dry

Die Art und Weise, aus was Gin gemacht wird und wie er aromatisiert wird, definiert auch seine Kategorie. Ein gutes Verständnis hilft Ihnen, Ihren Lieblings-Gin zu finden:

London Dry Gin

Trotz des Namens muss dieser Gin nicht aus London kommen. Er ist der Qualitätsstandard.

  • Die Regel: Alle Aromen müssen ausschließlich über die Destillation gewonnen werden (keine nachträgliche Zugabe von Aromen nach dem Brennvorgang). Es ist keine künstliche Farbgebung oder Süßung erlaubt (Zuckergehalt maximal 0,1 Gramm pro Liter).
  • Das Aroma: Er ist oft wacholderbetonter und sehr trocken, was ihn zur ersten Wahl für einen klassischen Gin Tonic macht.

Distilled Gin

Dieser Gin muss ebenfalls destilliert werden, allerdings dürfen nach der Destillation zusätzlich Aromen und natürliche Farbstoffe hinzugefügt werden. Er bietet den Herstellern mehr kreativen Spielraum.

Old Tom Gin

Dies ist eine historisch süßere Variante des Gins, die vor der Prohibition populär war. Er ist im Geschmack oft etwas vollmundiger und leicht gesüßt. Ideal für klassische Cocktails.

Sloe Gin

Technisch gesehen ist Sloe Gin kein „echter“ Gin, sondern ein Likör auf Gin-Basis. Er wird durch das Mazerieren von Schlehenbeeren (Sloe Berries) in Gin hergestellt. Er ist süß und fruchtig und wird typischerweise nicht für einen Gin Tonic verwendet.


Wichtiger Hinweis: Genuss und Verantwortung

Gin ist eine Spirituose und enthält Alkohol. Obwohl Wacholderbeeren traditionell als Heilmittel galten, dient der Konsum von Gin ausschließlich dem Genuss.

  • Maß und Mitte: Konsumieren Sie alkoholische Getränke stets in Maßen und verantwortungsvoll. In Deutschland gilt: Kein Alkohol für Personen unter 18 Jahren. Fahren Sie niemals unter Alkoholeinfluss.
  • Gesundheitsrisiko: Alkohol kann bei übermäßigem Konsum und in der Schwangerschaft erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen. Die Informationen hier dienen der reinen Aufklärung und Wissensvermittlung und ersetzen keine professionelle medizinische oder ernährungsphysiologische Beratung.

Fazit: Die Komplexität in der Einfachheit

Die Frage „Aus was wird Gin gemacht?“ führt uns zu einem Destillat, das auf einem einfachen Fundament (Neutralalkohol und Wacholder) basiert, aber durch die Botanicals zu einer unendlichen Vielfalt an Aromen und Geschmacksprofilen wird. Es ist diese Kombination aus strenger gesetzlicher Vorgabe (Wacholder muss dominant sein) und grenzenloser kreativer Freiheit (die Botanicals) im Herstellungsprozess, die Gin so aufregend macht.

Wenn Sie das nächste Mal einen Gin Tonic genießen, nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Versuchen Sie, die einzelnen Botanicals herauszuschmecken: die harzige Note des Wacholders, die Frische der Zitrusfrüchte, die erdige Wärme der Wurzeln.

Jetzt sind Sie dran! Mit diesem Wissen können Sie sich bewusst für Ihren nächsten Gin-Kauf entscheiden und die Destillierkunst dahinter noch mehr schätzen. Wissen, was man trinkt, macht den Genuss erst perfekt.


Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was ist der wichtigste Bestandteil, damit etwas als Gin gilt?

Der wichtigste und gesetzlich vorgeschriebene Bestandteil ist der Wacholder. Ein Getränk darf nur als Gin bezeichnet werden, wenn der Geschmack der Wacholderbeeren dominiert.

Was sind Botanicals beim Gin?

Botanicals sind alle pflanzlichen Zutaten – wie Kräuter, Gewürze, Wurzeln, Samen, Früchte oder Schalen –, die zur Aromatisierung des Gins verwendet werden. Sie verleihen jedem Gin seinen einzigartigen, individuellen Geschmack neben dem obligatorischen Wacholder.

Muss Gin immer aus Getreide gemacht werden?

Nein. Der Basisalkohol für Gin muss lediglich Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs sein. Er wird am häufigsten aus Getreide (wie Weizen oder Roggen) gewonnen. Er kann aber auch aus Kartoffeln, Melasse, Trauben oder anderen kohlenhydrathaltigen Rohstoffen stammen, solange er neutral destilliert wird.

Wie hoch ist der Alkoholgehalt von Gin?

Der Alkoholgehalt von Gin muss in der Europäischen Union und damit auch in Deutschland mindestens 37,5 Volumenprozent betragen. Die meisten Premium-Gins liegen jedoch zwischen 40 und 47 Volumenprozent.