Endlich losfahren: Warum die ersten Sekunden nach dem Starten so wichtig sind
Kennen Sie das? Sie setzen sich ins Auto, drehen den Schlüssel oder drücken den Startknopf, der Motor springt an – und schon sind Sie gedanklich beim Ziel. Doch genau in diesen ersten Momenten, direkt nach dem Starten Ihres Fahrzeugs, legen Sie den Grundstein für eine sichere und materialschonende Fahrt.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind wir auf gut gewartete und sichere Fahrzeuge angewiesen. Die Routine, die Sie unmittelbar nach dem Motorstart durchführen, ist dabei entscheidend. Es geht nicht nur darum, Bußgelder zu vermeiden. Es geht um Ihre Sicherheit, die Langlebigkeit Ihres Motors und um einen rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt.
Als erfahrener Redakteur von gegenwashilft.de möchten wir Ihnen hier eine klare, einfache und sofort umsetzbare Checkliste an die Hand geben. Damit Sie nicht nur schnell, sondern vor allem sicher und bewusst in Ihren Alltag starten. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie nach dem Starten Ihres Fahrzeugs achten müssen und wie Sie dabei typische Anfängerfehler vermeiden.

1. Der Sofort-Check: Warnleuchten und Motorgeräusche
Bevor Sie auch nur den ersten Meter fahren, gilt der erste Blick dem Herzstück Ihres Autos: den Kontrollleuchten und dem Motorlauf. Dieser erste Check dauert nur wenige Sekunden, kann Sie aber vor teuren Schäden oder gar Unfällen bewahren.
1.1. Was leuchtet, muss auch wieder ausgehen
Wenn Sie Ihr Fahrzeug starten, leuchten kurz alle Kontrolllampen auf. Das ist normal und dient dem Systemcheck. Entscheidend ist, was danach passiert.
- Die Null-Fehler-Regel: Nach wenigen Sekunden müssen alle roten und die meisten gelben Lichter wieder erlöschen.
- Rot ist Gefahr! Leuchtet eine rote Lampe, beispielsweise für den Öldruck oder die Batterieladung, dauerhaft weiter, müssen Sie den Motor sofort abstellen! Eine rote Leuchte signalisiert akute Gefahr für Sie oder das Fahrzeug. Fahren Sie in diesem Fall keinen Meter mehr weiter, sondern rufen Sie den Pannendienst oder Ihre Werkstatt.
- Gelb ist Warnung! Eine gelbe Leuchte, wie die Motorkontrollleuchte, mahnt zur Vorsicht. Sie sollten die Fahrt meist beenden, bald eine Werkstatt aufsuchen und das Problem beheben lassen, um Folgeschäden zu vermeiden.
Experten-Tipp: Wenn die Airbag-Kontrollleuchte (meist ein Männchen mit einem Ball) nach dem Start nicht erlischt, ist das Airbag- oder Gurtstraffersystem gestört. [QUELLE: ADAC/TÜV] Das ist ein ernstes Sicherheitsproblem, das umgehend behoben werden sollte.
1.2. Ungewöhnliche Geräusche richtig deuten
Ein gesunder Motor läuft rund und leise. Hören Sie direkt nach dem Starten des Motors ungewöhnliche Töne, sollten Sie hellhörig werden:
- Klappern oder Klopfen: Das kann auf Probleme im Motorinneren hindeuten und erfordert sofortiges Abstellen.
- Zischen: Oft ein Hinweis auf einen undichten Schlauch im Kühlsystem oder an der Klimaanlage.
- Schleifen oder Quietschen: Dies kann von einem Keilriemen oder einem Aggregat (wie der Lichtmaschine) kommen.
Wenn Ihnen die Geräusche unbekannt vorkommen oder sie sehr laut sind, fahren Sie nicht los, sondern suchen Sie fachmännische Hilfe.
2. Die Fahrer- und Fahrgast-Vorbereitung: Sitzposition, Gurt und Sicht
Nach dem technischen Check kümmern wir uns um die unmittelbare Fahrsicherheit. Diese Schritte sind Routine, müssen aber gewissenhaft ausgeführt werden, da sie die Grundlage für jede sichere Fahrt bilden.
2.1. Korrekte Sitzposition und Gurtpflicht
Eine optimale Sitzposition ermöglicht es Ihnen, schnell und sicher auf kritische Situationen zu reagieren.
- Sitz und Lenkrad: Sind die Spiegel und der Sitz richtig eingestellt? Das Lenkrad sollten Sie mit leicht angewinkelten Armen halten können.
- Sicherheitsgurt: Prüfen Sie, ob Sie und alle Mitfahrer korrekt angeschnallt sind. Gerade bei Kindern oder älteren Menschen ist ein direkter Blick auf den Sitz und den Gurt empfehlenswert. Der Gurt muss eng am Körper anliegen und darf nicht verdreht sein.
- Ablenkungen entfernen: Lockere Gegenstände wie eine Wasserflasche auf dem Armaturenbrett können bei einer Bremsung zu gefährlichen Geschossen werden. Verstauen Sie alles sicher.
2.2. Rundumsicht herstellen
Perfekte Sicht ist Ihr wichtigstes Werkzeug. Achten Sie auf Folgendes:
- Spiegel-Einstellung: Sind Innen- und Außenspiegel so justiert, dass Sie den Verkehr optimal überblicken können?
- Freie Scheiben: Im Herbst oder Winter kann die Scheibe nach dem Start beschlagen oder gefroren sein. Benutzen Sie die Lüftung oder die Scheibenheizung, bis Sie eine hundertprozentige Sicht haben. Selbst ein kleines Sichtfeld „freizukratzen“ ist in Deutschland eine Ordnungswidrigkeit und gefährlich.
3. Die ersten Meter: Materialien schonen, Unfälle vermeiden
Sie haben Ihr Fahrzeug gestartet, alle Lampen sind aus, die Insassen sind gesichert und Sie haben freie Sicht. Jetzt kommt der wichtigste Teil der eigentlichen Fahrt: die ersten Minuten.
3.1. Unverzüglich losfahren – aber richtig
Ein häufiger Irrglaube ist, den Motor erst im Stand warm laufen zu lassen. Das ist nicht nur unnötig, sondern laut Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) in Deutschland auch verboten und kann mit einem Verwarnungsgeld belegt werden. Der Motor erreicht seine optimale Betriebstemperatur am schnellsten und schonendsten während der Fahrt.
- Unnötiges Laufenlassen vermeiden: Fahren Sie unverzüglich los.
- Niedrige Motordrehzahl: Fahren Sie in den ersten Minuten mit niedriger Motordrehzahl. Das Motoröl ist im kalten Zustand zähflüssiger und erreicht die Schmierstellen langsamer. Hohe Drehzahlen erhöhen in dieser Phase den Verschleiß massiv. Schalten Sie früh hoch.
- Motor warm fahren: Erst wenn die Betriebstemperatur erreicht ist (achten Sie auf die Kühlmitteltemperaturanzeige), sollten Sie das Gaspedal stärker betätigen.
3.2. Bremsen- und Lenk-Kontrolle (Die Standprobe)
Noch bevor Sie den öffentlichen Verkehr erreichen, sollten Sie die grundlegenden Funktionen prüfen.
- Bremsprobe: Treten Sie das Bremspedal bei langsamer Fahrt kurz und kräftig durch. Das Fahrzeug sollte gleichmäßig und ohne „Nachgeben“ im Pedal verzögern.
- Lenkung: Drehen Sie das Lenkrad im Stand oder bei sehr langsamer Fahrt kurz hin und her. Die Lenkung sollte leichtgängig sein und keine ungewohnten Geräusche machen. Gerade bei älteren Fahrzeugen ist der Funktionscheck der Servolenkung wichtig.
Mini-Szenario: Stellen Sie sich vor, der junge Max hat morgens schnell den Motor gestartet und ist losgefahren, ohne auf die Bremsprobe zu achten. Er merkt erst an der ersten Kreuzung, dass sein Bremsweg deutlich länger ist, weil ein kleiner Defekt vorliegt. Wäre er die ersten Meter langsamer gefahren und hätte die Bremsen kurz gecheckt, hätte er diesen Defekt sofort bemerkt und einen Unfall vermeiden können.
4. Langfristige Vorsorge: Nicht nur nach dem Start wichtig
Ein zuverlässiges Fahrzeug beginnt nicht erst beim Starten. Regelmäßige, einfache Kontrollen erhöhen die Sicherheit und Zuverlässigkeit täglich.
4.1. Regelmäßige Flüssigkeitskontrolle
Nicht nur nach dem Starten des Fahrzeugs ist die Kontrolle wichtig, sondern regelmäßig. Mindestens einmal im Monat oder vor längeren Fahrten sollten Sie einen Blick in den Motorraum werfen.
- Ölstand: Prüfen Sie den Ölstand am Peilstab. Zu wenig Öl ist Motorschaden-Gefahr Nummer 1.
- Kühlflüssigkeit: Stellen Sie sicher, dass der Stand zwischen Min. und Max. liegt. Ein Verlust kann zur Überhitzung des Motors führen.
- Scheibenwischwasser: Gerade in Deutschland mit wechselnden Wetterbedingungen ein Muss. Achten Sie im Winter auf Frostschutzmittel!
4.2. Die Reifen im Blick
Ein oft unterschätzter Faktor, der direkt die Fahrsicherheit beeinflusst.
- Reifendruck: Der richtige Reifendruck ist entscheidend. Zu wenig Druck erhöht den Spritverbrauch und den Verschleiß, zu viel beeinträchtigt das Fahrverhalten.
- Profiltiefe: Die gesetzliche Mindesttiefe beträgt in Deutschland $1,6 \text{ mm}$, doch Experten empfehlen $3 \text{ mm}$ (Sommer) bzw. $4 \text{ mm}$ (Winter) für optimale Sicherheit.
Fazit: Jetzt bist du dran!
Der Start in den Tag oder die Fahrt zur Arbeit soll reibungslos verlaufen. Die gute Nachricht: Eine bewusste Routine unmittelbar nach dem Starten Ihres Fahrzeugs macht den entscheidenden Unterschied. Es geht um ein paar Sekunden, die Ihnen auf lange Sicht teure Reparaturen ersparen und Ihre Sicherheit massiv erhöhen.
Überfliegen Sie nicht nur die Kontrollleuchten, sondern nehmen Sie sich die Zeit für den kurzen Gurt- und Spiegel-Check. Fahren Sie umsichtig, um Ihren kalten Motor zu schonen.
Seien Sie Ihr eigener „Sicherheits-Beauftragter“. Probieren Sie die Schritte aus dieser Checkliste ab heute bei jeder Fahrt. Sie werden sehen, wie schnell diese wichtigen Routinen in Fleisch und Blut übergehen – für ein entspannteres und vor allem sicheres Fahrerlebnis. Fahren Sie los, aber fahren Sie bewusst!

Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Muss ich mein Auto im Stand warmlaufen lassen?
Nein, das ist in Deutschland sogar laut StVO verboten, da es unnötige Lärm- und Abgasbelästigung darstellt. Außerdem erreicht der Motor seine Betriebstemperatur am besten und schonendsten während der Fahrt. Fahren Sie unverzüglich los.
Soll ich nach dem Starten des Motors sofort Gas geben?
Nein. Sie sollten die ersten Kilometer mit niedriger Motordrehzahl fahren. Das kalte Motoröl hat noch nicht seine optimale Schmierfähigkeit. Zu hohe Drehzahlen würden den Verschleiß stark erhöhen. Schalten Sie früh in den nächsthöheren Gang.
Welche Kontrollleuchte ist die wichtigste, auf die ich achten muss?
Alle roten Kontrollleuchten sind am wichtigsten, da sie eine unmittelbare Gefahr für die Verkehrssicherheit oder einen schweren Motorschaden signalisieren (z.B. Öldruck oder Bremssystem). Leuchtet eine rote Lampe dauerhaft, müssen Sie sofort anhalten und den Motor abstellen.
Wie lange sollte ich mit niedriger Motordrehzahl fahren?
Fahren Sie so lange materialschonend, bis die Kühlmitteltemperatur die normale Betriebstemperatur erreicht hat – oft angezeigt durch die Mitte der Temperaturanzeige. Dies dauert je nach Außentemperatur und Fahrzeugmodell zwischen fünf und zehn Minuten.
